Karlsruher Institut für
Wirschaftforschung
KIWIFO
5. Zusammenfassung
Wir stehen erst am Anfang einer Weltwirtschaftskrise, die im Ausmaß mit der der 1930er Jahre vergleichbar ist. Der Blick auf den Geldfluss durch die Volkswirtschaften
offenbart dies deutlich. Dazu muss man auch die Zusammenhänge und die Tücken des Geldmengenwachstums verstehen.
Zum einen ist die Wirtschaft durch das ganz gewöhnliche ökonomische Handeln geprägt, das wir alle kennen. Geld und Vermögen werden von einem zum anderen
übertragen. Die Motivation ist die Vermehrung des Vermögens. Dabei gilt das Prinzip: Was der eine besitzt, kann kein anderer besitzen. Geld kann nicht nur durch
eigener Hände Arbeit, sondern auch durch die Nutzung von Vermögen verdient werden.
Zahlreiche Volkswirtschaften gründen auf einer stetig wachsenden Verschuldung von privaten und öffentlichen Haushalten. Die Verschuldung ist uns bewusst und in
Grenzen gewollt, denn man erhofft sich durch Kreditaufnahmen immer irgendwelche wirtschaftlichen Vorteile.
Die Geldmengen wachsen bei uns und in anderen Volkswirtschaften rasend schnell. Dieses Geldmengenwachstum entsteht durch Verschuldung, also durch Kreditauf-
nahmen. Die wachsende Verschuldung in einer Volkswirtschaft führt unmittelbar zu Geldmengenwachstum.
Das stetige Wachsen der Verschuldung ist indes nicht beabsichtigt. Jeder Schuldner hat auch einen Gläubiger und jede Schuld ist zugleich eine Forderung. Die Zahl der
Gläubiger ist gegenüber der Zahl der Schuldner mikroskopisch klein.
Das Geldmengenwachstum verschleiert der Bevölkerung von Anfang an, wie sehr im Laufe von Jahrzehnten ihre Kaufkraft und damit ihre wirtschaftliche Bedeutung im
Vergleich zu den wenigen Reichen sinkt.
Dies alles führt langfristig zum Austrocknen des Geldflusses bei 95% der Wirtschaftsteilnehmer und damit zum Zusammenbruch jeder auch für noch so stabil geglaub-
ten Konjunktur und Volkswirtschaft.
Vorbemerkung
Die Bankenkrise, die 2007 von den USA ausging und in viele Länder auss-
trahlte, ist weit mehr als nur das Symptom einer harmlosen Konjunktur-
schwankung oder ein Störfall in der Kreditwirtschaft. Am sogenannten
“Nilmodell” erläutern wir Ihnen die volkswirtschaftliche Ursachen, den
weiteren Verlauf der Krise und wie Sie sich als Unternehmer darauf ein-
stellen können.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
•
warum Wissenschaft und Forschung eine wesentliche Ursache der
weltweiten Finanzkrise bislang übersehen haben,
•
wie sich die Wirtschaftskrise voraussichtlich weiterentwickeln wird
und
•
wie Sie sich demgemäß (als Unternehmer, Manager oder privat) auf
die weitere Entwicklung einstellen sollten.
1. These zur wesentlichen Ursache der Finanzkrise
Eine Finanzkrise, die einerseits von massenhaften Geldkrediten und andererseits von zahllosen Kreditausfällen wegen Zahlungsunfähigkeit gekenn-
zeichnet ist, ist stets Ergebnis einer langfristigen, aber massiven Verwerfung im Gefüge einer Volkswirtschaft. Das ist leider weder den Volkswirten aus
Lehre und Forschung richtig klar noch dem erschreckten Publikum, zu dem wir auch unsere Banker, Politiker und unsere Medien zählen dürfen.
Die Verwerfungen in den Volkswirtschaften, von denen hier die Rede ist, lassen sich am einfachsten anhand eines Modell beschreiben, das wir das
Nilmodell nennen. Es skizziert die sogenannte “Nilwirtschaft”.
Die Weltwirtschaftskrise
verstehen und ihr begegnen
01.03.2009