Karlsruher Institut für
Wirschaftforschung
KIWIFO
6. Ausblick
Die Masse der Bürger, die dringend eine höhere Kaufkraft benötigt, um für Wohlstand für alle zu sorgen und um unsere Volkswirtschaft wieder in
Fahrt zu bringen, wird aus eigenem Antrieb ihre prekäre Lage nicht angehen oder gar lösen.
Ob die Politik – ob die eine oder andere relevante Partei – die dargelegte Problematik erkennen und aufgreifen wird, um sie zu lösen, ist (derzeit) nicht
zu erkennen.
Es sollte auch deutlich geworden sein, dass – entgegen vieler anderslautender Stimmen – die Zentralbank(en) die hier aufgezeigte Problematik des
Verfalls unserer Volkswirtschaft nicht lösen kann. Sie soll wie (zumeist) in der Vergangenheit ihrem „vorrangigen“ Auftrag nachgeben, für Preisstabilität
zu sorgen.
Damit wird die aufgezeigte, seit der Währungsreform 1948 andauernde schleichende Verarmung der großen Mehrheit der Bevölkerung und des
daraus folgenden Verfalls unserer Volkswirtschaft weitergehen, ohne dass von der Politik mögliche und wirksame Maßnahmen dagegen getroffen
werden. Wir werden – wie schon in den 1920er Jahren und wie in den Jahrhunderten davor – wieder in eine Zweiklassengesellschaft aus einer „dünnen
Oberschicht“ und einer sehr breiten kaufkraftbefreiten Unterschicht driften, die früher oder später – auf andere Weise – wieder zerfallen wird.
Am Beispiel eines nachweislich niedrigen und keinesfalls
außergewöhnlichen Arbeitseinkommens zeigt sich eine
maßgebliche Ursache für die zunehmende Schwächung
unserer Volkswirtschaft: die wachsende Verarmung der
breiten Bevölkerung.
1. Einführung
In unserer Studie „Staatseinnahmen und Geldmenge“ aus dem Jahr
2011 verglichen wir das Wachstum der Einnahmen des Bundes seit
1970 mit dem Wachstum der Geldmenge M1. Auch wenn es sich
verbietet, eine Flussgröße (Einnahmen) mit einer Bestandsgröße
(Geldmenge) gleichzusetzen, konnte unsere Studie zeigen, dass im Laufe der Jahrzehnte die Entwicklung der Einnahmen des Bundes erheblich (und
unnötigerweise) hinter dem Geldmengenwachstum zurückblieb, was (ebenso unnötig) zu der gegenwärtigen Staatsverschuldung geführt hat.
In gleicher Weise vergleichen wir nun in der hier vorliegenden Studie die Entwicklung der niedrigsten Besoldung von Bundesbeamten seit der Wäh-
rungsreform 1948 mit dem Wachstum des umlaufenden Bargelds sowie dem der Geldmengen M1 und M2. Wir vergleichen die Beamtenbesoldung
nicht mit anderen Einkommen oder einem statistischen Mittelwert (etwa einem Einkommensmedian), da wir – einmal mehr – das von Ludwig Erhard
begründete Postulat der „breitgeschichteten Massenkaufkraft“ untersuchen wollen und weil dafür ein Einkommensvergleich ebenso wie der Einkom-
mensmedian ungeeignet sind. So haben wir in einer früheren Studie gezeigt, dass die üblichen Bestimmungen der „Mittelschicht“ etwa mithilfe eines
„Einkommensmedians“ eine – möglicherweise sogar beabsichtigte – Täuschung der Bevölkerung über deren wahre, viel zu schwache volkswirtschaftli-
che Bedeutung zum Ziel haben. Die nun folgende Gegenüberstellung der Beamtenbesoldung mit der Geldmenge pro Haushalt dagegen zeigt
beispielhaft und untrüglich, dass wir der Forderung nach einer „breitgeschichteten Massenkaufkraft“ im Laufe der letzten 70 Jahre nicht nähergekom-
men sind, sondern dass wir uns von diesem Ziel sogar immer weiter entfernt haben. Kaufkraft ist gleichbedeutend mit Geldbesitz. „Breitgeschichtete
Massenkaufkraft“ bedeutet eine möglichst breite und gleichmäßige Verteilung des existierenden Geldes innerhalb der Bevölkerung, also eine Vertei-
lung, in der möglichst viele Bürger oder Haushalte Geld etwa in Höhe der mittleren Geldmenge pro Erwachsenen bzw. pro Haushalt besitzen.
Verarmung und Konjunktur
Niedrige Einkommen schwächen die Konjunktur
22.05.2025